FUSSBALL: BEZIRKSLIGA STAFFEL 1 /
RÜCKBLICK SAISON 2004/05
Favorit Fambach nur Dritter / Kieselbach enttäuschte /
Dorndorf, Kaltennordheim und Suhl abgestiegen
Glücksbrunn schwemmte alle weg
VON GERT HELLMANN UND WERNER GERLING
Thüringer Hallenmeister, Staffelsieger, Bezirkspokalsieger, Bezirksmeister und
Gewinner des Fairplay-Wettbewerbes – alles in einer Saison. Dies hatte es bisher
noch nie gegeben, und es sollte auch einmal erwähnt werden, alle Erfolge wurden
mit „Eigengewächsen“ erreicht. Ein hervorragendes Ergebnis mit Vorbildrolle für
andere Gemeinschaften in ganz Thüringen – erreicht von der Mannschaft der SG
Glücksbrunn Schweina.
SG Glücksbrunn Schweina
Gestützt auf einer makellosen Heimbilanz legte
Schweina
den Grundstock für den nicht
überraschenden Staffelsieg. Letztlich verlor das Team nur zwei Begegnungen und
die in der Rückrunde, einmal in Kieselbach und in Oepfershausen. Endlich wurde
das Potenzial dieser jungen Mannschaft durch ihren neuen Trainer Holger Martius
genutzt. Die Mannschaft war für die Gegner nicht mehr so schnell ausrechenbar.
Sie gestaltete vor allem selbst die Spiele. Ohne Stars, aber mit den
Haupt-Vollstreckern Voigt (20) und Ronny Schellenberg (16) lag das Team auch in
Schlagweite bei den besten Torschützen. Die größten Trümpfe waren jedoch
Schnelligkeits- und Konditionsvorteile gegenüber den Kontrahenten. Zudem verfügt
das Team mit Torwart Sebastian Wugk, Regisseur Volker Harnack und dem
pfeilschnellen, schussstarken Stürmer Steffen Kolk über Spieler mit sehr hohem
Leistungsniveau. Mit einer gut eingespielten Stammelf mit wenigen Ausfällen
konnte sich Schweina nach einer mehr als 40-jährigen Zugehörigkeit im
Bezirks-Fußballgeschehen erstmals in einer höherklassigen Liga einordnen.
SV Fortuna Unterkatz
Lange Zeit blieb Unterkatz der alleinige Verfolger von Schweina und konnte so
bis zum 24. Spieltag selbst ernsthafte Anwartschaften auf den Staffelsieg
geltend machen. Danach verlor die Mannschaft von Trainer Roberto Hübner jedoch
gleich vier Spiele fast hintereinander. Aus der Traum vom Aufstieg, der mit der
Verpflichtung der beiden tschechischen Klassespieler Hapiak und Svarc genährt
wurde. Weitere Leistungsträger des Teams waren Christian Bauer, Nico Bauer und
Martin Felsburg. Bei einer realistische Analyse kann man in Unterkatz sehr
zufrieden mit dieser Saison sein, wurde wohl doch mit dem 2. Platz das beste
Ergebnis der Vereinsgeschichte erzielt.
SV Schwarz-Weiß Fambach
Mit dem gedanklichen und späteren auch vollzogenen Weggang von Trainer Rainer
Vogt aus Fambach war hier schon lange die Luft raus. Mit dem 3. Platz blieben
die Schwarz-Weißen zwar nicht unbedingt unter den Erwartungen, geliebäugelt
hatte man in Fambach aber schon mit dem Staffelsieg. Dass er nicht erreicht
wurde, lag nicht nur an Verletzungen. Die spieltragenden Kräfte sind in die
Jahre gekommen und man wird abwerten müssen, wie man damit umgehen kann. Mit dem
erfolgreichen Abschluss von Standards konnte manche schwache Leistung noch in
Siege verwandelt werden. Die Tschechen Radek Vytrhlik, Martin Vasina, sowie
Peter und Pavel Svobada waren dennoch die tragenden Säulen. Darin lag aber
zugleich das Problem der Mannschaft. Auch in dieser Saison ist es den drei
Tschechen nicht ausreichend gelungen, die zum Teil talentierten jungen Fambacher
Spieler in ihr Spiel mit einzubinden.
SV Gumpoldia
Gumpelstadt
Diese Sorgen hatte man in Gumpelstadt nicht. Mit dem Barchfelder Torjäger Dirk
Raßbach (17 Treffer) als Verstärkung, spielte die Mannschaft einen erfolgreichen
Fußball. Im Gegensatz zu früheren Jahren war das Thema Abstieg schon frühzeitig
erledigt. Die ohnehin heimstarke Mannschaft gewann diesmal auch oft auswärts.
Das stärkte das Selbstvertrauen und führte zum respektablen vierten
Tabellenplatz. Unter Trainer Andreas Patz konnten Spieler wie der eisenharte
Manndecker Andreas Kästner, Rayk Bley, Matthias Kley, Dirk Kallenbach und
Torwart Frank Herzog ihre tragende Rolle im Team voll zur Geltung bringen.
FSV 48 Oepfershausen
Dem Kreismeister aus Meiningen gab man nach dem Aufstieg wenig Chancen, weit
gefehlt! Oepfershausen mauserte sich als Neuling und zeigte erstaunliche
Leistungen. Selbst der Staffelsieger Schweina musste mit 0:2 die Segel
streichen. Routiniers und junge Spieler haben sich gut ergänzt, was letztlich
auch zu diesem positiven Abschneiden beitrug. Für die neue Saison sollte man
allerdings gut beraten sein, diesen sehr guten fünften Platz realistisch
einzuschätzen, denn Beispiele für eine negative Trendwende gibt es genug.
Dennoch, sollte die Mannschaft von Trainer Frank Wilhelm um den
spielintelligenten Regisseur und Torjäger Enrico Wilhelm so zusammenbleiben,
dürfte sie auch in der neuen Spielserie nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
SV Borsch
Mit einem Tabellenplatz besser als im Vorjahr beendete Borsch auf dem
respektablen 6. Rang die Spielserie. Gegen Kieselbach gab das Team die
gewonnenen Punkte wieder ab, bekam im letzten Spiel gegen Suhl II das verlorene
Spiel wieder gutgeschrieben. Abgesehen von der hohen 2:7-Niederlage in
Unterkatz, wurde das zweite Jahr in der Bezirksliga ohne ernsthafte Probleme
beendet. Wie bereits in der letzten Saison hat das Borscher Team von Trainer
Leonhard Gimpel auch diesmal noch längst nicht alle Reserven ausgeschöpft. Vor
allem im Angriff lastet noch zu viel auf den Schultern von Torjäger Martin
Gimpel (14 Treffer).
SV Blau-Weiß 09
Kieselbach
Von Kieselbach war vor der Saison sicherlich mehr erwartet worden als der 7.
Tabellenplatz. Überdurchschnittlich leistungsfähige Spieler wie Spielmacher
André Jäger, der schnelle und schussstarke Steffen Schrumpf, der während der
Serie von Schweina zurückgekehrte Sebastian Brenn und Goalgetter Michael Schmidt
haben ihr Spielvermögen sehr oft nicht voll zur Geltung gebracht, wenngleich
Schmidt mit 24 Treffern Torschützenkönig der Staffel 1 wurde. Vorletzter im
Fairplay, nicht zuletzt Disziplinlosigkeiten einiger Spieler geschuldet, lassen
auf einige Ungereimtheiten in der Mannschaft schließen. Der erfahrene Trainer
Uwe Happ sollte jedoch in der Lage sein, die Mannschaft im kommenden Spieljahr
zu einem Spitzen-Team zu formen. Das Potenzial dazu ist vorhanden.
SV Trusetal 05
Erst als im Trusetaler Gehege die Abstiegsglocken laut läuteten, hat die
Mannschaft den Abwärtstrend gerade noch rechtzeitig gestoppt. Trainer Andreas
Hartmann musste seinen Hut nehmen, Heiko Wagner übernahm das Team. Ob es nun an
diesem Wechsel lag, sei dahingestellt: Auf jeden Fall siegten die Trusetaler
wieder und landeten auf dem 8. Platz. Die Mannschaft lebt vor allem von der
guten Athletik ihrer Spieler. Darin liegt aber zugleich die Schwäche des Teams.
Das Verhältnis von Aufwand und Nutzen stimmt nicht. Oft rannten sich die Akteure
platt. Wie eigentlich seit vielen Jahren wird zu stereotyp nach vorn gespielt.
Zu sehr ist die Mannschaft auf die Tore des schussgewaltigen Sebastian Müller
(24 Treffer) angewiesen. Dadurch ist sie wenig flexibel und ausrechenbar. Einen
erheblichen Leistungssprung hat Silvio Wagner vollzogen. Er könnte der
Trusetaler Spielmacher der kommenden Jahre werden.
FSV Kali Werra
Tiefenort
Auch die Traditionsmannschaft aus Tiefenort war während der Serie gefährlich auf
dem Weg nach unten. Trainer Udo Gutwasser zog die Notbremse und griff auf ein
profanes Mittel zurück: Er reaktivierte längst aus dem Team verabschiedete
Spieler wie Andreas Hellmer und Heiko Adler. Vor allem letzterer, der noch im
Kali-DDR-Liga-Team gespielt hatte, verlieh der Mannschaft Profil. Der
Mitvierziger führte klug die jungen Spieler und war durch seine Kopfballstärke
nach Standards mehrfach selbst Vollstrecker. Treffsicherster Schütze mit 22
Treffern war jedoch Jörg Sauerbrei. Die Mannschaft hat mehr Potenzial, als es
der 9. Tabellenplatz ausdrückt. Dazu müssen jedoch erfahrene Spieler wie Uwe
Linhos, Markus Peter und Tino Wirsing ihre Athletik wieder auf Vordermann
bringen. Junge Spieler wie Jery Herzog, Sascha Bogdanski, Alexander Scheel und
Steven Ritz werden bei Udo Gutwasser sicher noch eine Menge lernen.
SV Dietzhausen
Mit einer Serie von vier aufeinander folgenden Siegen und 14 geschossenen Toren
hat Dietzhausen noch rechtzeitig den Absprung vom Abstiegsdampfer geschafft. Die
Mannschaft hatte zu große Anlaufschwierigkeiten, um in der Bezirksliga schnell
Fuß zu fassen. Gut gespielt und trotzdem verloren, ist eine zu einfach
Erklärung, in manchen Spielen hatte man ganz einfach nicht die nötige Qualität.
Nach den bekannten Spielerabgängen wird es schwer werden, den 10. Tabellenplatz
erneut zu erreichen.
SV Blau-Weiß
Herges-Hallenberg
Dass es in Herges-Hallenberg nicht mehr läuft, ist nicht erst jetzt bekannt. Die
Alarmglocken läuten seit langem. Die hoffnungslos überalterte Mannschaft konnte
mit viel Aufwand und Glück auf Platz 11 die Klasse halten. Selbst die
individuellen Fähigkeiten der tschechischen Gastspieler, die sich im Laufe der
Saison immer rarer machten, konnte das Hauptmanko – Schnelligkeitsnachteil –
nicht überdecken. Dauertorjäger André Marr hat zwar noch 12 Treffer zum
Klassenverbleib beigetragen, aber auch er ist im statischen Bereich angekommen.
Ohne Auffrischung mit leistungsstarken Spielern zählt die Mannschaft in der
Serie 05/06 zu den Abstiegskandidaten.
SV 07 Herpf
Mit drei Punkten Abzug wegen fehlender Schiedsrichter in das neue Spieljahr
gestartet, glaubte man in Herpf, dass die Mannschaft stark genug sei, dies
locker wegzustecken. Weit gefehlt, das Team kam in extreme Abstiegsnöte,
wechselte noch schnell den Trainer aus und hatte einfach nur Glück, dass andere
noch schlechter waren. Interne Probleme, Verletzungen, permanente Formschwächen
einiger Spieler, der bereits erwähnte Wechsel des Trainers sind nur einige
Gründe für diese miserable Saison. Vor allem die individuelle Klasse der
Kunstschützen Stefan Kämmer (21 Treffer) und Tobias Hasenstab hat den Abstieg
verhindert.
KuV Ichtershausen
Guten Fußball ihrer Elf bekamen die wenigen Zuschauer in Ichtershausen, Neuling
aus dem ILM-Kreis, anfänglich geboten. Der Leistungsabfall dieser Mannschaft war
aber zu augenscheinlich. Die letzten Niederlagen waren alle sehr torreich.
Trotzdem hatte man das Beste aus dem Aufstieg gemacht. Das zweite
Bezirksliga-Jahr, ebenfalls in der Staffel 1, wird noch größere Anstrengungen
abverlangen, um nicht abzusteigen.
RSV Fortuna
Kaltennordheim
Auch in Kaltennordheim wuchsen die Bäume nicht in den Himmel. Der letztjährige
4. Tabellenplatz war kein Garant für diese Saison. Die Mannschaft war vor der
Winterpause schon ziemlich weit abgeschlagen. Mit viel Kampf, aber auch durchaus
sehenswerten Spielzügen gelangen in der Frühjahrsoffensive einige beachtliche
Siege. Vor allem Dressler und Martin Dittmar machten das Spiel der
Kaltennordheimer oft sehenswert und erfolgreich. Das alleine reichte
letztendlich jedoch nicht aus, zumal einstige Leistungsträger wie Stephan Heym
dem Spiel ihrer Mannschaft zu selten den Stempel aufdrücken konnten. Sollte die
Mannschaft von Trainer Silvio Senf so zusammenbleiben, ist ihr jedoch der
sofortige Wiederaufstieg zuzutrauen.
SV 03 Dorndorf
Mitte der zweiten Halbserie stand für Dorndorf der Abstieg bereits fest. Mit nur
drei gewonnenen Heimspielen wäre es fatal, in der Bezirksliga verblieben zu
sein. Allerdings waren die Lokalderbys mit Dorndorf sehr zuschauerfreundlich.
(Gegen Kieselbach 350 und Tiefenort 300 Zuschauer). Die Dorndorfer Elf war
einfach leistungsmäßig nicht stark genug besetzt. Daran konnte auch der
Trainerwechsel kurz vor Serienschluss nichts ändern. Eine schöne Episode wird
der Auswärtssieg im Tiefenorter Kaffeetälchen bleiben.
SG Suhl II
Mit genau der gleichen Anzahl Gegentore wie der letztjährige Absteiger aus
Jüchsen und mit 50 eingesetzten Spielern hatte die Suhler 2. Mannschaft nie eine
Chance, die Klasse zu halten. Die Probleme in Suhl färbten auf alle Mannschaften
ab, und so war es nur folgerichtig, dass man sich schon frühzeitig als
Tabellenletzter einordnete. Ein Nichtantritt in Gumpelstadt und eine Umwertung
des Ergebnisses in Borsch (§ 18 d. SPO) verdeutlichen diese Probleme. Der
Abstieg von Suhl II ist kein Verlust für die Bezirksliga.
Fazit: Der
Qualitätsverlust in der Staffel 1 hat sich nicht verringert, gemessen an
vergleichbaren Staffeln in Thüringen überwiegt aber das Positive. Gute Arbeit in
den Vereinen mit den eigenen Spieler hat sich ausgezahlt. Ein unerklärbarer
Trend ist nicht festzustellen, sodass man gespannt auf die neue Saison mit den
Neulingen Möckers
und der Traditionsmannschaft aus Schmalkalden sein kann. Die anderen „alten“
Neuen sind Barchfeld und Walldorf als Aufsteiger sowie Struth-Helmershof als
Landesklasse-Absteiger.
Quelle: stz vom 2.7.05